Die erste digitale Lautverschiebung.

Wir haben sie täglich im Ohr, im Auge und im Mund und in den Händen. Worte begleiten uns durch den Tag und gelegentlich auch in unsere Träume. Und jedes Mal, wenn wir ein Wort verwenden, tragen wir zu seiner Bedeutung bei. Denn diese Bedeutung, so sagt es uns Wittgenstein, ist sein regelhafter Gebrauch innerhalb eines Sprachsystems. Brechen wir diese Regeln, aus Gründen der Sprachökonomie (lies: Maulfaulheit) oder weil wir die Sprache an eine sich verändernde Welt anpassen müssen, entstehen neue Bedeutungen. Willkommen im Sprachwandelsalat. Der Prozess ist ganz natürlich und überaus nützlich, sonst müssten wir beispielsweise eine Frau heute noch, nach diversen ökonomischen, moralischen und biologischen Kategorien unterschieden, als „Dirne“, „Weib“ oder gar „Jungfrau“ ansprechen.


Wofür gibt es Profis.

Im Alltag machen wir uns natürlich wenig Gedanken über solche Feinheiten und übernehmen einfach das, was uns praktisch erscheint. Dazu zählen gerne mehr oder weniger authentische englische Ausdrücke, die sich im Arbeitsumfeld großer Beliebtheit erfreuen. Das „B2B“ ist so ein Fall: Business to Business; das Geschäft bleibt unter sich, man agiert auf Augenhöhe, von Firma zu Firma. Transaktionen werden zwischen zwei Gleichberechtigten getätigt, die zugleich Geber und Nehmer sind. Statt Waren und Geld werden Lösungen und Konditionen verhandelt. B2B – die Schönheit der Symmetrie.


Realitäts-Check.

Das erzwungene Innehalten des Frühjahrs hat unser Hamsterrad gestoppt. Keine Kundenbesuche, keine Messen, keine Vorführungen. Mailings, Print, POS? Sieht das derzeit überhaupt jemand? Die Prognosen für 2020: Vergessen Sie’s. Nun sitzen wir zwar alle wieder in unseren Büros und blinzeln mitunter noch etwas verwirrt auf unsere Bildschirme. Wenn Corona uns eines gezeigt hat, dann das: Unsere Institutionen, Firmen und Unternehmen bestehen auch nur aus Menschen. Bürger, Angestellte, Kunden: alles Individuen. Verletzlich, anfällig, schützenswert. Was derzeit erlaubt ist, kann daher jederzeit wieder verboten werden.


Gehen wir online.

Wenn wir fortan miteinander kommunizieren, darf dies durchaus weiterhin auf Augenhöhe geschehen. Von Mensch zu Mensch. Oder, weil es auf Englisch halt doch cooler klingt, People to People. Digital und daher direkt. Worte, die mit 5G ebenso schnell ankommen wie früher über die Straße gerufen. Vor unseren Bildschirmen sind wir zwar isoliert, aber auch überall zugleich. Keiner muss sich mehr zwischen Messe A und Termin B entscheiden, denn beide sind online 24 h global zugänglich. Wie jeder Germanistikstudent weiß, haben wir unser „P“ der ersten deutschen Lautverschiebung zu verdanken. Das alte „B“ wurde im Sprachwandel durch den dynamischeren Laut ersetzt. Nun hat die Welt sich wieder verändert, die Worte können folgen. Adaptieren wir das in der Finanzbranche als Peer-to-Peer beliebte Akronym in unserem Sinn: Willkommen in der P2P-Kommunikation.

 

Sehen auch Sie den Sprachwandel? Ich freue mich, von Ihnen zu hören. wyynot.

Ihre Jasmin Hanf

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